DIE INDIKATION FÜR EINE WECHSELOPERATION
Haben Sie neu aufgetretene Beschwerden bei einem einliegenden Gelenkersatz von Knie oder Hüfte? Ist Ihr Gelenk gerötet oder überwärmt? Kommen Sie mit Ihrem Kunstgelenk nicht zurecht? Dann ist es Zeit, sich in unserer Wechselsprechstunde vorzustellen. Diese bieten wir 2x/Woche an, eine vorherige telefonische Terminvereinbarung ist hierfür notwendig.
Bitte bringen sie folgende Unterlagen (wenn vorhanden) zur Vorstellung mit:
- alte OP-Berichte
- Implantatausweis
- Bildgebung mit schriftlichen Befunden (alte/neue Röntgenaufnahmen, CT, MRT, Szintigrafie)
- Laborbefunde
Wenn eine konservative Behandlung keinen Erfolg mehr bringt oder nicht mehr sinnvoll ist, helfen uns die genannten Unterlagen, eine Operation besser und effizienter zu planen.
Ob nur Teile der Prothese oder die gesamte Prothese gewechselt werden müssen, wird in der Wechselsprechstunde festgelegt. Entscheidend dabei ist, ob die Prothesenkomponenten noch fest mit dem Knochen verankert sind. Zeigen sich Lockerungszeichen des Schaftes und der Pfanne, so ist in der Regel ein kompletter Wechsel notwendig. Bei Verschleiß des Kunststoffinlays, das sich in der Pfanne befindet, führen wir auch Teilwechsel durch, bei denen nur das verschlissene Inlay- und der Aufsteckkopf gewechselt werden müssen (vergleichbar mit einem Reifenwechsel beim Auto). Diese Prothesen-erhaltende Operation reduziert die zukünftige Wahrscheinlichkeit der Lockerung von Pfanne und Schaft und kann äußerst schonend durchgeführt werden.
Typischer Abrieb des Kunststoffinlays. Man erkennt, dass der Kopf (blau) nicht mehr zentral in der Pfanne (rot) steht, sondern „nach oben wandert“. Bei zunehmendem Verschleiß können Pfanne und Schaft lockern oder es kann sogar die Titan-Pfanne bei direktem Kontakt mit dem Keramikkopf beschädigt werden.
Nach dem Kopf- und Inlaywechsel steht der Kopf wieder zentral in der Pfanne.
Pfannenlockerung mit Auswandern und Verkippung der Pfanne bei fest einliegendem Schaft
Nach isoliertem Wechsel der Pfanne auf ein modulares Pfannensystem der Firma Lima Deutschland GmbH mit zusätzlicher Verschraubung am Beckenknochen und Auffüllen des Knochendefektes hinter der Pfanne mit Knochenchips aus der hauseigenen Knochenbank.
Sowohl in der Hüft- als auch der Knieendoprothetik werden Kunststoffe dort eingesetzt, wo die Bewegung stattfindet. Die eingesetzten Materialien haben viele Vorteile wie Bruchfestigkeit und fehlende Geräuschphänomene. Durch neuartige und moderne Herstellungsprozesse (Hochvernetzung von Polyethylenen) konnten in den letzten Jahren stark verbesserte Abriebeigenschaften der Kunststoffe erreicht werden. Dennoch, kleine Kunststoffpartikel bei insbesondere schon lang einliegenden Prothesen können durch die lokal aktiven Zellen des Immunsystems nicht verstoffwechselt werden und führen zu einem Abbau von Knochen und letztendlich zur Lockerung der Prothese.
Wir empfehlen daher regelmäßige röntgenologische Kontrollen der Gelenke, mindestens alle zwei Jahre. Hiermit kann man einen möglichen Kunststoffabrieb der einliegenden Prothese und sich anbahnende Lockerungen erkennen, noch bevor der Patient Beschwerden hat. In einem frühen Stadium lässt sich dann die Prothese durch einen einfachen Wechsel des Kunststoffteils retten, ohne dass die mit dem Knochen in Verbindung stehenden Komponenten aufwändig gewechselt werden müssen.
In der Wechselendoprothetik am Knie bieten wir neben dem Inlaywechsel bei Verschleiß des Kunststoffes sämtliche weiteren Operationen an. Eine gelockerte Schlittenprothese, die zumeist den innenseitigen Gelenkabschnitt ersetzt, kann zu Beschwerden führen. Alternativ können die Beschwerden auch durch eine zunehmende Arthrose in den übrigen, noch nicht ersetzten Gelenkabschnitten hervorgerufen werden. Ist dies der Fall, so führen wir bei guter Bandstabilität einen Wechsel auf eine normale Vollprothese (Synonym: Knie-TEP oder bikondylärer Oberflächenersatz) durch. Bei Lockerung einer Vollprothese an den Knochenkontaktflächen wird häufig ein Komplettwechsel durchgeführt. Hier kommen Revisionsimplantate zum Einsatz, die bei starker Bandinstabilität teils achsgeführt sind. Auch Implantat-assoziierte Infektionen können einen Teil- oder Komplettwechsel erfordern.
Gelockerte Schienbeinkomponente einer Schlittenprothese am Knie
Beinaufnahme nach Wechsel der gelockerten Schlittenprothese auf einen nicht gekoppelten, bikondylären Oberflächenersatz mit Stielverlängerung am Schienbein (Implantat Firma Zimmer Biomet Deutschland GmbH, Typ Nexgen®)
Gekoppeltes, achsgeführtes Knie-Revisionsimplantat der Firma Zimmer Biomet Deutschland GmbH, Typ Nexgen® RHK. Im Wechselfall mit Bandinstabilität erreicht dieses Implantat eine stabile Gelenkführung. Durch die verlängerten Stiele, die im Knochenmarkkanal von Oberschenkelknochen und Schienbein platziert werden, sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Lockerung erheblich.
Das NexGen® LCCK Kniesystem befindet sich seit 1996 im klinischen Einsatz. Im weltweiten Gebrauch wurde es für Revisionseingriffe und primären Einsatz entwickelt.
Das NexGen® LCCK Kniesystem ist für den Einsatz bei Knochenverlusten und/oder umschriebener Instabilität des Kniegelenks gedacht. Wie alle modularen Kniesysteme wird es aus mehreren Teilen zusammengesetzt, wie zum Beispiel Schaftverlängerungen und Augmentblöcke. Das Material der Oberschenkelkomponente besteht aus einer Kobalt-Chrom-Gusslegierung. Sie gehört zu den Standardmaterialien im künstlichen Gelenkersatz. Die Unterschenkelkomponente besteht aus einer standardisierten Titanlegierung, wie auch alle zusätzlichen Komponenten wie Schäfte und Augmente. Die Gleitfläche wird aus einem hochvernetzten, sehr abriebfesten Polyethylen gefertigt. Die Komponenten stehen in zahlreichen Größen und verschiedenen Varianten zur Verfügung. So lässt sich das Implantat individuell an die besonderen Bedürfnisse des einzelnen Patienten anpassen.
© Fa.: Zimmer Biomet Deutschland GmbH
- Im klinischen Einsatz seit 1996
- Zahl der Implantationen (bis 2019): über 250.000
- Material: Kobalt-Chrom-Metalllegierung, Titanlegierung, hochvernetztes Polyethylen
- Unabhängige validierte Studien: 300 innerhalb des NexGen Systems
- Zulassung durch unabhängige staatliche Institutionen: in allen wichtigen Ländern, darunter EU-Länder und die USA
Das NexGen® Rotating Hinge Kniesystem ist ein Baustein des NexGen® Kniesystems und befindet sich seit 2002 im klinischen Einsatz. Es wird bei Revisionseingriffen und primären Versorgungen eingesetzt, die mit erheblichen Knochenverlusten und Bandinstabilität einhergehen.
Das Rotating Hinge Kniesystem ist für den Einsatz bei Knochenverlusten und erheblicher Instabilität des Kniegelenkes gedacht. Wie alle modularen Kniesysteme wird es aus mehreren Teilen zusammengesetzt, wie zum Beispiel Schaftverlängerungen und Augmentblöcke. Es ist auch für die Kombination mit Trabecular Metal® Knochenersatzimplantaten geeignet. Das Material der Ober- und Unterschenkelkomponente besteht aus einer Kobalt-Chrom-Gusslegierung. Sie gehört zu den StandardMaterialien im künstlichen Gelenkersatz. Alle zusätzlichen Komponenten wie Schäfte und Augmente bestehen aus einer Titanlegierung. Die Gleitfläche wird aus einem hochvernetzten, sehr abriebfesten Polyethylen gefertigt. Die Gleitfläche ist zentral durch einen Schaniermechanismus mobil geführt, um die Bandspannung wieder herzustellen. Die Komponenten stehen in zahlreichen Größen und verschiedenen Varianten zur Verfügung. So lässt sich das Implantat individuell an die besonderen Bedürfnisse des einzelnen Patienten anpassen.
© Fa.: Zimmer Biomet Deutschland GmbH
- Im klinischen Einsatz seit 2002
- Zahl der Implantationen (bis 2019): 80.000
- Material: Kobalt-Chrom-Metalllegierung, Titanlegierung, hochvernetztes Polyethylen
- Unabhängige validierte Studien: 300 innerhalb des NexGen Systems
- Zulassung durch unabhängige staatliche Institutionen: in allen wichtigen Ländern, darunter EU-Länder und die USA
Die bakterielle Besiedlung eines Kunstgelenkes ist eine ernstzunehmende Komplikation. Auch viele Jahre nach Primärimplantation kann eine bakterielle Besiedlung erfolgen, die dann zumeist über den Blutweg erfolgt. Wenn es sich um eine akute Symptomatik handelt, können in einigen Fällen die mit dem Knochen in Verbindung stehenden Implantatkomponenten (z.B. Titanschaft und -pfanne der Hüfte, Femurschild und Tibiaplateau des Knies) gerettet werden. Hierbei werden im Rahmen einer Revisionsoperation die sogenannten mobilen Teile gewechselt. Dazu gehören der Aufsteckkopf und das Kunststoffinlay bei der Hüfte oder das Kunststoffinlay beim Knie. Das Gelenk wird ausgiebig gesäubert und gespült. Bei einer chronischen Infektion oder einem fehlgeschlagenen Erhaltungsversuch sollte die Gelenkprothese entfernt werden. Frühestens sechs Wochen nach Entfernung kann dann eine erneute Prothesenimplantation erfolgen. Immer ist jedoch, abhängig vom Erregerspektrum, eine mehrwöchige antibiotische Therapie notwendig, um eine erneute Infektion zu vermeiden.
Nahezu jede endoprothetische Wechseloperation am Hüft- oder Kniegelenk geht mit einem mehr oder minder großen Knochendefekt einher und kann die erneute Verankerung einer Prothese erschweren. Aufgrund der hauseigenen Knochenbank und dem Einsatz von metal – lischem Knochenersatz sind wir auch für diese Fälle bestens vorbereitet.
Vor einer jeden Wechseloperation ist eine Gelenkpunktion notwendig, um die Gelenkflüssigkeit auf eine mögliche bakterielle Infektion hin zu untersuchen. Der Eingriff wird sehr schonend unter sterilen Maßnahmen ambulant durchgeführt. Eine Narkose ist nicht erforderlich. Das Punktat wird im Anschluss auf Zellzahl und mikrobiologisch für 14 Tage untersucht. Nach der durchgeführten Operation ist bei einer Infektion ein stationärer Aufenthalt von etwa 14 Tagen notwendig, da eine intravenöse antibiotische Therapie über diesen Zeitraum gegeben werden muss. Bei einer Wechseloperation ohne nachgewiesene Infektion kann eine Entlassung deutlich früher erfolgen, wobei hierfür trockene und reizlose Wundverhältnisse und unauffällige Laborparameter eine wesentliche Voraussetzung sind. Ob das betroffene Bein nach der Operation voll- oder zeitlich limitiert nur teilbelastet werden kann, entscheiden unsere Operateure individuell.
Etwa sechs Wochen nach erfolgter Wechseloperation sehen wir unsere Patienten zur Nachkontrolle wieder. Außer in besonderen Fällen können die weiteren Kontrollen durch den niedergelassenen Orthopäden & Unfallchirurgen erfolgen. Bei Problemen oder Besonderheiten ist selbstverständlich eine Wiedervorstellung über unsere Wechselsprechstunde jederzeit möglich.
Aufgrund der stetig zunehmenden Lebenserwartung nimmt die Wechselendoprothetik an Knie und Hüfte in den kommenden Jahren zu. Aufgrund des erhöhten operativen Schwierigkeitsgrades empfehlen wir Ihnen, die Versorgung nur in Zentren durchführen zu lassen. Das St.Vinzenz-Krankenhaus ist ein zertifiziertes EndoprothetikZentrum der Maximalversorgung. Aufgrund erfahrener Operateure und modernster Implantate sind wir für diese Eingriffe bestens ausgestattet.